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26.05.2023

5 Fragen zu Hirnblutungen

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Platzt oder reißt ein Blutgefäß im Gehirn, kann das schnell lebensgefährlich werden. Eine intrazerebrale Blutung tritt meist plötzlich und mit schweren Folgen auf, doch das Risiko, eine Hirnblutung zu erleiden, kann verringert werden. Wir haben mit Dr. med. Oliver Meier, Ärztlicher Direktor und Chefarzt der Geriatrie und Neurologie im Passauer Wolf Bad Griesbach, über Behandlung und Vermeidung von Hirnblutungen gesprochen. Er ist als Facharzt für Neurologie und neurologische Intensivmedizin und als Regionalbeauftragter der Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe Experte auf diesem Gebiet.

Patientin bei einer physiotherapeutischen Behandlung während der Neurologischen Reha im Passauer Wolf Bad Griesbach. Bild: Passauer Wolf/Berli Berlinski

Wer ist allgemein gefährdet, eine Hirnblutung zu erleiden? 

Dr. Meier: »Eine wichtige Rolle spielt das Alter. Heute sind ca. 19 Prozent der deutschen Gesamtbevölkerung älter als 65 Jahre. In dieser Altersgruppe entstehen fast 80 Prozent der jährlichen Schlaganfall-Neuerkrankungen. Im Jahr 2030 werden fast 29 Prozent der deutschen Bevölkerung 65 Jahre oder älter sein, die Anzahl der Schlaganfälle wird also weiter ansteigen.« 

Woran erkennt man eine Gehirnblutung? 

Dr. Meier: »Voraussetzung für die Behandlung ist die zweifelsfreie Unterscheidung einer intrazerebralen Blutung von einem ischämischen Schlaganfall, da die therapeutischen Konzepte, insbesondere in der Akutphase, deutlich voneinander abweichen. Anhand der Krankheitsgeschichte und klinischen Ausfälle des betroffenen Menschen ist eine zweifelsfreie Unterscheidung allerdings nicht möglich. 

Die bei einem Schlaganfall auftretenden Symptome sind unabhängig von der Ursache und zeigen sich z. B. in Sehstörungen, Sprach- und Sprachverständnisstörungen, Lähmungen und Taubheitsgefühlen, Schwindel mit Gangunsicherheit sowie sehr starken Kopfschmerzen und Bewusstseinsstörungen. Hier kann die FAST-App helfen, diese Symptome schnell zu erkennen. 

Eine Unterscheidung kann nur durch bildgebende neuroradiologische Verfahren, d. h. zerebrale Computertomografie (cCT) oder zerebrale Magnetresonanztomografie (cMRT) vorgenommen werden. Über eine Darstellung der Hirngefäße mittels computertomografischer Angiografie (CTA), magnetresonanztomografischer Angiografie (MRA) oder digitaler Subtraktionsangiografie (DSA) kann im Einzelfall entschieden werden. Gerinnungstests gehören ebenfalls zur Akutdiagnostik. Sollte bis zu diesem Punkt keine Ursachen gefunden worden sein, sind weiterführende Labortests notwendig, wie z. B. Drogenscreening, Marker für Gefäßentzündungen und Risikofaktoren für Gefäßerkrankungen oder Gentests.« 

Welche Folgen hat eine Hirnblutung für Patienten? 

Dr. Meier: »Bei 47 % der Patienten mit Intracerebraler Blutung (ICB) ereignet sich ein Einbruch der Blutung in das Ventrikelsystem, also dem Bereich, in dem das Nervenwasser zirkuliert, mit konsekutivem obstruktivem Hydrozephalus (also einem Verschluss der Wege des Nervenwasser- Abflusses). Dadurch erhöht sich die Sterblichkeit der Betroffenen um das Vierfache. Ein obstruktiver Hydrozephalus und eine Hirnstammkompression sind häufige Komplikationen einer Kleinhirnblutung, die klinisch durch Verschlechterung des Bewusstseins bis hin zum Koma gekennzeichnet ist. 

Patienten mit Schlaganfall und insbesondere intrazerebraler Blutung erleiden häufig Komplikationen. Diese führen zur Verlegung auf die Intensivstation und damit einhergehend zu einer Verlängerung des Krankenhausaufenthaltes und Verschlechterung des Outcomes. Ein Jahr nach dem Schlaganfall bleibt mehr als die Hälfte der überlebenden Patienten behindert, über 20 Prozent davon schwer bis sehr schwer. 50 Prozent der Betroffenen erleiden einen weiteren Schlaganfall, ein Jahr später sind es 10 5 Fragen zu Gehirnblutungen 

5 Fragen zu Hirnblutungen an Dr. med. Oliver Meier 220725 Seite 2 von 2 

bis 20 Prozent. In Deutschland leben derzeit ca. 800.000 Menschen mit den Folgen eines Schlaganfalls. Die Kontrolle und Reduktion von Risikofaktoren sollte daher in jedem Alter ernst genommen werden.« 

Welche Behandlung eignet sich für Patienten, die eine Hirnblutung erlitten haben? 

Dr. Meier: »Wir sehen, dass die Behandlung in spezialisierten Stroke Units Effekte zeigt: Für Schlaganfälle wurde nachgewiesen, dass eine Behandlung auf Stroke Units einer Behandlung auf Normalstation überlegen ist. In der RIKS Stroke Study hatten Patienten mit Blutungen die besten Ergebnisse bei einer Stroke-Unit Behandlung. In einer prospektiv kontrollierten Studie zeigte sich, dass die akute Behandlung auf einer Stroke Unit die Sterblichkeitsrate 30 Tage und ein Jahr nach einer intrazerebralen Blutung im Gegensatz zu einer konventionellen Behandlung auf einer Normalstation senkt. 

Patienten wurden auf einer Stroke Unit im Vergleich zu einer Normalstationen intensiver überwacht, erhielten häufiger Sauerstoff und eine Aspirationsprophylaxe, wurden antipyretisch behandelt und früher oral ernährt. Dies reduzierte Komplikationen wie Pneumonien und Dehydratation. Aspirationsprophylaxe, frühe Ernährung, Stroke-Unit Management und Häufigkeit von Komplikationen beeinflussen unabhängig voneinander das Outcome. Es ist anzunehmen, dass diese Aspekte erst recht für eine Neurologischen Intensivstation gelten. 

Anschließend profitieren Patienten von einer frühzeitigen Behandlung im Rahmen der neurologischen Frührehabilitation, wie sie im Passauer Wolf Bad Griesbach angeboten wird. Besonders wichtig ist der frühzeitige Beginn der Hirnstimulation. Die Behandlung setzt direkt auf die in der Stroke Unit auf. Hier wird ein individuell auf den Patienten abgestimmter Behandlungsplan erstellt, der die physische und mentale Gesundheit umfasst. So gibt es im Passauer Wolf Bad Griesbach in der neurologischen Frührehabilitation auch ausführliche psychotherapeutische Begleitung neben den therapeutischen Anwendungen, die sich am Mobilitätsgrad des Patienten orientieren. Die weiterführende neurologische Rehabilitation – nach der neurologischen Frührehabilitation – kann ebenfalls im Passauer Wolf Bad Griesbach angeboten werden.« 

Kann man das Risiko senken, eine Hirnblutung zu erleiden? 

Dr. Meier: »Ja, es ist beispielsweise sehr wichtig, Risikofaktoren ernst zu nehmen. Die Behandlung von Bluthochdruck ist sicher ein sehr wesentlicher. Auch ein gesunder Lebensstil hilft. Hoher und regelmäßiger Alkoholkonsum, Rauchen als auch ein regelmäßiger Gebrauch von Schmerzmedikamenten erhöht das Risiko für die Entstehung einer ICB. Hoher Blutdruck ist der Hauptrisikofaktor für den Schlaganfall. Die konsequente Senkung eines erhöhten Blutdruckes kann das Schlaganfall-Risiko um 40 Prozent mindern. 

Das können Sie tun: 

  • Versuchen Sie, Ihren Blutdruck zunächst durch nicht-medikamentöse Maßnahmen (Gewichtsreduktion, mehrfach wöchentlicher Ausdauersport, kochsalzarmes Essen) im Normalbereich (140/90 mmHg) zu halten. 
  • Wenn notwendig, nehmen Sie Ihre blutdrucksenkenden Medikamente regelmäßig 
  • Halten Sie sich an die Empfehlungen Ihres Arztes 
  • Mit einem eigenen Blutdruckmessgerät können Sie täglich zu Hause kontrollieren, ob Ihr Blutdruck durch die verordneten Maßnahmen auch ausreichend gesenkt wird. 
  • Mäßige, aber regelmäßige körperliche Bewegung ist die beste Vorbeugung und kann auch einen bereits entstandenen Bluthochdruck günstig beeinflussen. Geeignet sind ausdauerfördernde Bewegungsformen wie Wandern, Radfahren und Schwimmen. Voraussetzung ist eine gute medikamentöse Einstellung des Blutdruckes« 
Patient bei einer physiotherapeutischen Behandlung während der Neurologischen Reha im Passauer Wolf Bad Griesbach. Bild: Passauer Wolf/Berli Berlinski
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