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20.10.2020

Der multimorbide Mensch

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Mehrfacherkrankungen als Herausforderung der Gesundheitsversorgung der Zukunft

Mit fortschreitendem Lebensalter werden die Gesundheitsbedürfnisse tendenziell komplexer. In Deutschland leiden laut Gesundheitsmonitoring des Robert-Koch-Instituts 40% der Frauen und mehr als ein Drittel der Männer an zwei oder mehr chronischen Erkrankungen gleichzeitig. Sie sind multimorbide.

Abbildung: Patientinnen und Patienten der DRK-Nordsee-Reha-Klinik Goldene Schlüssel beim Nordic-Walking in St. Peter-Ording
Patientinnen und Patienten der DRK-Nordsee-Reha-Klinik Goldene Schlüssel beim Nordic-Walking in St. Peter-Ording; Foto: DRK-Nordsee-Reha-Klinik Goldene Schlüssel

Dabei liegt der Anteil derer, bei denen vier und mehr Erkrankungen parallel vorliegen in der Altersgruppe der 50- bis 64-Jährigen bei rund einem Viertel der Männer und Frauen, und steigt im Alter von 65 bis 74 Jahre auf mehr als 40% bei den Frauen und über 30% bei den Männern. Die Ursprünge sind bereits in jüngeren Jahren zu finden, in denen zunächst leichte Beschwerden auftreten, die sich im ungünstigen Fall zu akuten Funktionsstörungen verschlimmern und wechselseitig beeinflussen. So wirkt sich eine Stoffwechselerkrankung wie Diabetes oftmals auf das Herz-Kreislauf-System aus. Das Risiko für Gefäßerkrankungen, Herzinfarkt oder Schlaganfall steigt. Kommen altersbedingt orthopädische Beschwerden oder Atemwegserkrankungen hinzu, ist der Lebensalltag der Betroffenen erheblich eingeschränkt.

Das Gesundheitssystem klassifiziert Patienten jedoch nach Einzelindikationen, wollen sie beispielsweise eine Reha in Anspruch nehmen, um ihre Arbeitsfähigkeit zu erhalten. „Wer mehrfach chronisch erkrankt ist, wird lediglich entsprechend seiner Hauptindikation einer Rehaklinik zugewiesen“, diese Erfahrung hat auch Marlies Schmidt* gemacht. Die Controllerin aus Baden-Württemberg leidet seit vielen Jahren unter Asthma, chronischen Muskelschmerzen, Stoffwechselstörungen und Adipositas. „Mit meinem Krankheitsbild kommt eine rein pneumologische Einrichtung nicht in Frage, denn ich brauche mindestens auch einen Orthopäden, der meine Parallelerkrankungen behandeln kann, sowie die Fortsetzung der Dauerbehandlungen wie Lymphdrainage und Einzelphysiotherapie, wenn die Reha nicht zu einer Verschlechterung führen soll.“ Daraufhin recherchierte die Patientin gründlich, nutzte das allen Versicherten zustehende Wunsch- und Wahlrecht und fand am Ende die aus ihrer Sicht für sie passende Klinik mit einem ganzheitlichen Behandlungskonzept. „Es erforderte dann noch zwei Widersprüche und eine Einzelfallentscheidung bis ich meine Reha in der DRK-Nordsee-Reha-Klinik Goldene Schlüssel in St. Peter-Ording antreten konnte.“

Multimorbidität – Die Herausforderung der Gesundheitsversorgung der Zukunft

In der Fachklinik für interdisziplinäre Ganzheitsmedizin werden Patienten sowohl in ihrer Hauptdiagnose als auch in weiteren Funktionseinschränkungen aus den Fachgebieten Kardiologie, Pneumologie, Orthopädie, Dermatologie, Allergologie und Onkologie behandelt. Der Mensch als Ganzes – in all seinen gesundheitlichen Facetten – steht im Mittelpunkt. Der individuelle Therapieansatz integriert Naturheilverfahren sowie das natürliche Reizklima der Nordsee und berücksichtigt auch psychologische Begleiterkrankungen. „Unsere Patienten kommen in der Regel mit 3-5 chronischen Erkrankungen zu uns. Zwischen dieser Realität und den Strukturvorgaben für Kliniken im Gesundheitssystem besteht zum Teil eine Lücke“, erläutert Markus Lubanski, Geschäftsführer der DRK-Nordsee-Reha-Klinik Goldene Schlüssel. „Mit der ganzheitsmedizinischen Ausrichtung am heilklimatischen Standort St. Peter-Ording und entsprechender Facharztdichte wollen wir eine Brücke bauen, die die mehrdimensionalen Gesundheitsbedürfnisse unserer multimorbiden Gesellschaft trägt. Nur so können wir die gesetzlichen Ansprüche ‚Reha vor Rente‘ und ‚Reha vor Pflege‘ langfristig erfüllen.“
Die Weltgesundheitsorganisation benennt unter dem Stichwort Multimorbidität eine wesentliche Herausforderung für die Zukunft und fordert angesichts der komplexen Anforderungen von Gesundheit und Teilhabe ein integriertes Versorgungssystem für die zunehmend alternde Gesellschaft.

Die Seebrücke im beliebten Nordseeheil- und Schwefelbad St. Peter-Ording zu Fuß zurückzulegen, bleibt für Marlies Schmidt eine Herausforderung. Das übergeordnete Ziel, ihre Selbstbestimmtheit im Alltag und Teilhabe am Arbeitsleben weitest möglich wiederherzustellen, hat sie erreicht. „Neben der breiten fachübergreifenden Versorgung haben mich insbesondere die psychologischen Einzelgespräche aufgefangen. So konnte ich neue Kraft schöpfen und bin dankbar für die Zeit in der Klinik“, so ihr Resümee am Ende des Reha-Aufenthaltes. „Unser Gesundheitssystem muss sich insgesamt ganzheitlicher aufstellen. Es darf den Menschen nicht auf eine Erkrankung reduzieren, wenn es darum geht, die Erwerbstätigkeit und selbstbestimmte Lebensweise möglichst lange zu erhalten. Solange sich daran nichts ändert, sind wir mehrfach erkrankten Menschen gut beraten, uns eigeninitiativ für unsere gesundheitlichen Bedürfnisse einzusetzen und bei der Klinikwahl beharrlich am Ball zu bleiben.“

*Name von der Redaktion geändert

Ilona Sommer
Öffentlichkeitsarbeit / DRK-Nordsee-Reha-Klinik Goldene Schlüssel
www.drk-nordsee-reha-klinik.de

 

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