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09.04.2021

Musik und Tanz aktivieren

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Prof. Dr. Peter Rieckmann, Chefarzt der Neurologie, stellt ein spezielles Reha-Programm für Parkinson-Patienten des Medical Park Loipl in Bischofswiesen vor.

Außenansicht des Medical Park Loipl in Bischofswiesen.
Außenansicht des Medical Park Loipl in Bischofswiesen.

Unser Gehirn besitzt die einmalige Gabe, sich bis ins hohe Alter fortwährend zu verändern und an neue Lebensumstände optimal anzupassen. In der Wissenschaft werden die dabei ablaufenden Vorgänge unter dem Stichwort Neuroplastizität zusammengefasst. Entscheidend sind hierbei die fünf Komponenten Motivation, Übungsfrequenz, Ausdauertraining, Stimulation und Konsolidierung zur Förderung der Nachhaltigkeit. Was wir alle beim Erlernen neuer Fertigkeiten (zum Beispiel ein Instrument spielen oder eine neue Sprache studieren) nutzen, setzten wir seit über einem Jahr im Zentrum für klinische Neuroplastizität gezielt in der Rehabilitation neurologischer Erkrankungen ein. Hiervon können in besonderem Maße Patienten mit Morbus Parkinson in den verschiedenen Stadien der Erkrankung enorm profitieren.

Seit Jahren ist wissenschaftlich erwiesen, dass rhythmusbetonte Bewegungen und Musik bei Parkinsonpatienten zur Verbesserung der Bewegung und Verminderung von Stürzen beitragen. Aus diesem Grunde gehören Musik-, Tanz- und Singtherapie neben verschiedenen Formen des Bewegungstraining zu den Grundpfeilern des Reha-Konzeptes bei unseren Patienten. So empfehlen wir beispielsweise unmittelbar vor den Therapieeinheiten 20 Minuten der individuellen Lieblingsmusik über Kopfhörer zu lauschen und dabei dem Rhythmus mit Bewegungen des Rumpfes, der Arme oder Beine zu folgen. Dies ist nicht nur enorm motivationsfördernd, sondern aktiviert und stimuliert nachweislich die Nervenbahnen im Gehirn, deren Funktionen durch den Morbus Parkinson beeinträchtigt sind. Komplementär hierzu können auch Musik untermalte Entspannungsverfahren mit begleitender Shiatsu-Massage im bei uns genutzten BrainLight System zur Vorbereitung auf die einzelnen Therapieverfahren eingesetzt werden.

In einem Behandlungsraum befinden sich mehrere Patient*innen mit musikalischen Instrumenten, unter anderem einer Gitarre.
Singen als Therapieform.

Beim danach folgenden Bewegungstraining werden neben akustischen auch optische Reize zur Verbesserung des Gangbildes eingesetzt. Hierbei spielen innovative Verfahren, wie beispielsweise das der visuellen Projektion von Schritten auf einem Laufband im Rahmen der sogenannten „augmented reality“ eine wichtige Rolle. In der Tanztherapie lernen Parkinsonpatienten quasi spielerisch durch Einübung rhythmusbetonter Schrittfolgen Stürze zu vermeiden, wobei nach aktueller klinischer Studienlage hier besonders lateinamerikanische Tänze wie die Rumba geeignet sind. In der Singtherapie liegt neben der Verbesserung der Atemfunktion und dem positiven Erleben in der Gruppe die Betonung auf einen internen Rhythmusgeber, der jederzeit zur Verbesserung der Motorik vom „singenden“ Patienten eingebracht werden kann.

Zur individuellen Überprüfung dieser Therapiemaßnahmen setzten wir im Medical Park Loipl einfache, Smartphone-basierte Messinstrumente ein, die den Patienten digital transparent und motivationsfördernd rückmelden, wie sich die Aufmerksamkeit, Koordination, Zielmotorik, Gangqualität und -sicherheit verbessert haben.

So gelingt es innerhalb weniger Wochen der Rehabilitation den Parkinsonpatienten nachhaltig, mit Musik und Tanz besser und sicherer beweglich wieder nach Hause zurückzukehren.

Ein Mann führt eine digitale Therapie-Messung durch.
Digitale Therapie-Messung.

Gedicht eines Patienten zum Abschied aus der Reha

Einst galt mein ganzer Dank den Krücken,
spürte ich meinen kranken Rücken.
Den Ärger lindern, Fehler meiden,
Schmerzen lindern, weniger leiden,
all das an Sachen mir hier gelang.
Jetzt geh ich unter Lachen mit Gesang.

  • Therapeutin zeigt Bewegungsabfolgen, welche die Patient*innen nachmachen.
    Musik bringt in Bewegung.
  • In einer Sitzgruppe wird zu den Klängen einer Gitarre gesungen.
    Singen stimuliert die Hirnaktivität.
  • Im Stuhlkreis werden motorische Übungen, bspw. durch Rasseln, durchgeführt.
    Rhythmische Bewegungen, wie beim Rasseln, sind gute motorische Übungen.
  • In einem Behandlungsraum befinden sich mehrere Patient*innen mit musikalischen Instrumenten, unter anderem einer Gitarre.
    Selbst Musik zu machen, ist ein wichtiger Teil der Therapie.
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Porträtaufnahme: Prof. Dr. med. Peter Rieckmann.
Prof. Dr. med. Peter Rieckmann Chefarzt Neurologie im Medical Park Loipl Facharzt für Neurologie.

Prof. Dr. med. Peter Rieckmann forciert als klinisch sehr erfahrener und international renommierter Neurologe im Bereich der Multiplen Sklerose Behandlung, Schlaganfallversorgung und Neurorehabilitation den Aufbau innovativer Rehabilitationsstrategien wie auch die Fortführung bewährter Therapieformen.

Für seine wissenschaftlichen Arbeiten auf dem Gebiet der Therapieforschung bei Erkrankungen des Zentralnervensystems erhielt er zahlreiche Preise und Auszeichnungen (u. a. den Gerhard-Hess Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft DFG). Er ist auch weiterhin aktiv an der Entwicklung neuer Therapien zur Behandlung der Multiplen Sklerose beteiligt. Prof. Dr. Rieckmann hat Lehraufträge an verschiedenen Universitäten im In- und Ausland.

Er ist Mitglied zahlreicher Fachgesellschaften, arbeitet aktiv im ärztlichen Beirat der Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft (DMSG) und wurde kürzlich zum Regionalbeauftragten der Deutschen Schlaganfallhilfe berufen. Als Fellow of the Royal College of Physicians Canada (FRCPC) führt er regelmäßig internationale Konsilartätigkeiten im Bereich der Neurologie durch.

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