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06.03.2021

Nutzen stationärer Reha bei Schluckstörungen

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Auch Schluckstörungen sind Teil der logopädischen Indikation. Frau Professor Annerose Keilmann, Chefärztin im Stimmheilzentrum der Kur- und Klinikverwaltung Bad Rappenau GmbH, spricht im Interview über die Ergebnisse ihrer aktuellen Studie zu den Effekten stationärer Reha auf die Genesung von Schluckpatient*innen. Das Interview führte Ingmar Sebastian Schiedel, Prokurist der Kur- und Klinikverwaltung Bad Rappenau GmbH.

Porträtaufnahme: Prof. Annerose Keilmann.
Prof. Annerose Keilmann, Chefärztin im Stimmheilzentrum der Kur- und Klinikverwaltung Bad Rappenau GmbH.

Frau Prof. Keilmann, Sie haben gerade eine Studie zur Behandlung von Schluckstörungen veröffentlicht. Schluckstörungen schränken einen ja schon stark ein, bei unseren Rehabilitanden, die einen Tumor an Kopf oder Hals hatten, ist das ja ein häufiges Problem. Viele können ja gar nicht mehr essen.

Das stimmt. Diese Patient*innen müssen heutzutage nicht verhungern, man kann die Ernährung, also den Grundbedarf, über eine Sonde durch die Bauchdecke oder intravenös sicherstellen. Aber viele finden, dass ihre Lebensqualität dadurch extrem eingeschränkt ist.

Das kann ich mir vorstellen! Da hätte man Lust auf ein Schnitzel und ein Bier, und es geht nicht.

Ja, mit dem Bier würde man sich verschlucken, es würde auf der Schleimhaut brennen, die Panade wäre zu hart für die Schleimhaut und das Fleisch hat Fasern, die man nicht kauen kann. Aber die unerfüllte Lust auf bestimmte Lebensmittel ist es ja nicht allein. Selbst wenn man schon essen kann, dabei aber immer hustet oder nur Passiertes oder Weiches essen kann, will man sich dabei nicht zusehen lassen oder bekommt an vielen Stellen keine geeigneten Speisen und Getränke. Das führt ganz oft dazu, dass sich unsere Schluckpatient*innen gesellschaftlich total zurückgezogen haben.

Durch die Pandemie wissen wir ja alle, was es bedeutet, nicht in ein Restaurant gehen zu können, bei keinem Umtrunk dabei zu sein. Die soziale Teilhabe wird da erheblich eingeschränkt.

Sind Schluckstörungen im heutigen medizinischen Alltag denn noch ein Problem?

Unbedingt. Wir wissen inzwischen sicher, dass der erhebliche Gewichtsverlust, der sich bei vielen Tumorbehandlungen einstellt, ganz ungünstig für die Prognose ist. Da muss so schnell wie möglich gegengesteuert werden. In der Fläche ist es oft schwierig, einen Logopäden oder eine Logopädin zu finden, die sich mit Schluckstörungen auskennt. Setzt die logopädische Schlucktherapie zu spät ein, dann wird es mühsamer und weniger erfolgreich.

Kann man den Schluckpatienten in der Reha helfen? Was sagt Ihre Studie?

Durch drei Wochen Reha machen die meisten Patient*innen messbare Fortschritte. Wir haben dazu eine klinische Einteilung benutzt, die BODS-2, und da ergaben sich signifikante Fortschritte. Die Studie zeigte aber auch, dass es Patient*innen gibt, die sich subjektiv am Ende der Reha schlechter einschätzen. Oft werden sich die Patient*innen in der Reha im Kontakt mit anderen Betroffenen ihres Problems stärker bewusst. Deswegen haben wir auch einen normierten Fragebogen, den gEAT-10, eingesetzt. Die Mehrzahl empfand auch subjektiv eine Verbesserung, und auch hier ergab sich eine signifikante Verbesserung für die ganze Gruppe.

Hätten Sie das nicht erwartet?

Doch schon, aber nun haben wir es schwarz auf weiß, das ist die erste Studie, die den Effekt einer stationären phoniatrischen Reha bei Schluckpatienten untersucht hat.

 

Lit: Keilmann A, Wach FS, Konerding U.: Beeinflussung von strukturellen Dysphagien durch eine phoniatrische onkologische Rehabilitation. Laryngorhinootologie. 2021 Jan 29. doi: 10.1055/a-1353-6293

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