Die Reha braucht Ihre Unterstützung. Geben Sie hier der Initiative „REHA. MACHT’S BESSER!“ Ihre Stimme:
Für die Reha stimmenWer (dauerhaft) Schmerzen hat, leidet. Die Lebensqualität und Teilhabe von Menschen mit akuten oder chronischen Schmerzen sinkt massiv. Mit gezielter Rehabilitation werden Schmerzpatient:innen ernst genommen und ihre Beschwerden umfassend behandelt.
Was ist Schmerz und wie ist er definiert?
Wie kann Schmerz behandelt werden?
Psychosomatische Rehabilitation
Welche Bedeutung hat die individualisierte Schmerztherapie in der medizinischen Rehabilitation?
„Es ist das Ziel unserer Initiative, die politischen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen für die Rehabilitation und Vorsorge zu verbessern,“ sagt Thomas Bublitz, Geschäftsführer des BDPK. „Aufklärung unserer Gesundheitspolitiker ist ein wichtiger Teil unserer Arbeit. Nur, wer weiß, dass etwas schiefläuft, kann sich für Veränderungen einsetzen.“
Bundesverband Deutscher Privatkliniken, BDPK
Schmerz ist definiert als “ein unangenehmes Sinnes- und Gefühlserlebnis, das mit einer tatsächlichen oder drohenden Gewebeschädigung verknüpft ist oder mit Begriffen einer solchen Schädigung beschrieben wird“ (International Association for the Study of Pain; ISAP). So gelten Schmerzen als chronisch, wenn Sie über einen Zeitraum von drei oder sechs Monaten fortbestehen oder über die Dauer des normalen Heilungsverlaufes hinausgehen. Im Gegensatz zu akuten Schmerzen haben chronische Schmerzen ihre Warnfunktion für den Körper verloren.
Etwa ein Fünftel der europäischen Bevölkerung leidet an chronischen Schmerzen. Dieses Gesundheitsproblem ist schwer behandelbar und schränkt die Betroffenen im Alltag stark ein. Schmerz belastet die Lebensqualität. Weniger als ein Drittel der Schmerzpatient:innen wird durch einen Schmerztherapeuten behandelt. Viele Patient:innen bleiben unzureichend behandelt.
Das aktuell gängige Konzept für eine optimale Schmerzbehandlung ist das biopsychosoziale Schmerzmodell. In diesem Modell werden körperliche, soziale und seelische Komponenten der Schmerzerkrankung gleichermaßen berücksichtigt. Das biopsychosoziale Schmerzmodell und multimodale schmerztherapeutische Ansätze sind oftmals nur in speziellen schmerztherapeutischen Zentren etabliert. Im Rahmen der medizinischen Rehabilitationsbehandlung wie beispielsweise in der orthopädischen Rehabilitation nach Gelenkersatz oder im Rahmen einer psychosomatischen Rehabilitation nach durchgemachtem psychischen Trauma und körperlichen Beschwerden, werden Schmerzen oftmals nur „nebenbei“ behandelt. Im MediClin Klinikum Soltau gibt es für Schmerzpatienten spezielle Konzepte, sodass diese Patienten durch erfahrene Schmerztherapeuten individuell abgestimmt behandelt werden.
Sowohl Patient:innen mit Akutschmerz wie auch solche mit chronischen Schmerzzuständen stellen heute eine nicht unerhebliche Herausforderung an die orthopädische Rehabilitation dar. Nach operativen Eingriffen werden Patienten im Zuge des Bestrebens nach Verkürzung der Verweildauer zunehmend früher aus der Akutklinik in die Anschlussheilbehandlung verlegt. Unabhängig davon, ob es sich um die Versorgung mit einer Gelenkendoprothese oder einen Wirbelsäuleneingriff handelt: Oft sind zum Verlegungszeitpunkt weder Frühmobilisation noch Wundheilung abgeschlossen – und die Patienten weisen eine entsprechende Akutschmerzsymptomatik auf.
An dieser Stelle ist dann ein wirksames (Akut-)Schmerzregime gefordert, sowohl um den Betroffenen den Leidensdruck zu nehmen, wie auch um den Einstieg in die Rehabilitation zu ermöglichen und „Rehabilitationsfähigkeit“ herzustellen. Erforderlich ist die enge Zusammenarbeit von Pflege und Ärzten, unter Einbindung des gesamten Reha-Teams. Am MediClin Klinikum Soltau wird dies durch ein eigenes medikamentöses Schmerztherapiekonzept (orientiert am WHO-Stufenmodell) sowie durch die Anwendung des Expertenstandards „Schmerzmanagement in der Pflege“ (DNQP, 2020) umgesetzt. Sowohl Ärzte wie auch Pflegekräfte weisen hierzu entsprechende Zusatzqualifikationen (Spezielle Schmerztherapie, Pain Nurse) auf.
„Grundlegende Kenntnisse der Schmerzerfassung, der Schmerzdokumentation sowie verschiedener therapeutischer Verfahren werden darüber hinaus allen Mitarbeitern in internen Fortbildungen vermittelt. Damit folgen wir unserer Maxime, dass Patienten während ihres Aufenthaltes im MediClin Klinikum Soltau nicht an akuten Schmerzen leiden sollten, denn eines ist klar: Schmerzen sorgen dafür, dass im Körper Stresshormone ausgeschüttet werden, und so Körper und Heilung belasten. Und sie bergen die Gefahr, dass sich daraus chronische Schmerzgeschehen (wie z. B. das failed back surgery syndrome) entwickeln, die es in jedem Fall zu vermeiden gilt,“ sagt Dr. Lutz Reuter, Chefarzt der Orthopädie.
Komplexer verhält es sich bei Patienten, die aufgrund seit Jahren bestehender Schmerzzustände, meist mit chronischem Rückenschmerz, zum Heilverfahren aufgenommen werden. Hier ist eher ein ganzheitlicher Ansatz zu verfolgen, der multimodal und interdisziplinär ausgerichtet ist. Die Einflussfaktoren des Schmerzgeschehens sind oft vielschichtig, und entsprechend vielschichtig muss auch das therapeutische Programm ausgerichtet werden. Im Vordergrund stehen aktive und trainierende Maßnahmen, die Verbesserung der Sensomotorik, aber auch psychologische Gespräche, das Erlernen von Entspannungsverfahren und der Austausch in der Schmerzgruppe.
Bei Rehabilitanden der Deutschen Rentenversicherung (DRV), die eigenen Therapiestandards des Kostenträgers unterliegen, kann ergänzend das sog. Work hardening, ein spezielles Arbeitsplatztraining im Sinne der „functional restoration“, zum Einsatz kommen. Neben einer Verbesserung der Schmerzsituation lautet das übergeordnete Ziel, dem Patienten Mittel für einen besseren Umgang mit der Schmerzerkrankung an die Hand zu geben, ihn zu mehr Selbstbestimmung und Lebensqualität in Alltag und Beruf anzuleiten. Verantwortlich hierfür ist das gesamte Reha-Team, einschließlich in Spezieller Schmerztherapie ausgebildeter Ärzte und Psychologen.
Ein Herausstellungsmerkmal am MediClin Klinikum Soltau ist die Durchführbarkeit von interventionellen Therapieverfahren (PRT, PDA, Facettentherapie), die – sofern mit dem Rehabilitationsansatz vereinbar – beispielsweise in der konservativen Therapie von Bandscheibenvorfällen eingesetzt werden können, aber auch die Möglichkeit der interdisziplinären Zusammenarbeit mit den Abteilungen Neurologie und Psychosomatik.
Das Wissen um Schmerzchronifizierung, also um wissenschaftlich nachvollziehbare Hintergründe der „Verselbstständigung von Schmerzen“ bietet den Ärzten und Therapeuten der Psychosomatischen Klinik Soltau die Möglichkeit einer gemeinsamen Basis mit ihren Patienten. In der Therapie entwickeln Patient:in und Behandler ein für beide Seiten plausibles Erklärungsmodell, welches sowohl somatische als auch psychosoziale Gesichtspunkte berücksichtigt.
Die Information, ob ein hinreichend erklärungsgebender organischer Befund vorliegt, ist nicht immer hilfreich. Wird dies nämlich verneint, empfinden sich viele Patient:innen abgelehnt oder nicht ernst genommen. Um sie zu erreichen, mit ihnen eine gemeinsame Wirklichkeit zu entwickeln, ist es wichtig, das Ursachenkonzept der Patient:innen zu erfahren
In der Klinik erarbeiten Patient:in und Behandler gemeinsam das Therapieziel. Dies ist wichtig, damit Patient:innen ihre Lage positiv bewerten können. Schmerzpatienten neigen zu einem Zuviel oder einem Zuwenig: zu negative Bewertungen (zum Beispiel katasprophisierend); ein starkes Gefühl von Hilflosigkeit; zu viel Rückzug, zu viel Aktivität als Folge von Durchhalteparolen; oder zu wenig Aktivität. In der sogenannten kognitiv ausgerichteten multimodalen Therapie finden Patient:innen einen dosierten Mittelweg. Die Behandler behalten dabei das Machbare und die richtige Dosis im Blick. So können Patient:innen ihren Therapiefortschritt sehen und neue Hoffnung schöpfen.
Ein entsprechendes psychologisches Behandlungsangebot am MediClin Klinikum Soltau z. B. folgende Aspekte:
Schmerzstörungen entstehen oft vor dem Hintergrund lebensgeschichtlicher Belastungen (in Studien zählen traumatische Lebenserfahrungen bei mehr als 50% der chronisch Schmerzkranken zu den Ursachen), oder aktueller Konflikte. Daneben sind die Folgen früherer Beeinträchtigungen der psychischen Grundbedürfnisse für das spätere Beziehungsverhalten bei (somatoformen) Schmerzstörungen zu bedenken. Daher werden innerhalb der Rehabilitationsbehandlung neben beziehungsfördernden, edukativen und schmerzbewältigenden Elementen symptomübergreifende Aspekte in die Therapie einbezogen:
Aufgrund der im Hause vorliegenden günstigen Konstellation mit der Kooperation mit einer neurologischen und einer orthopädischen Abteilung ergeben sich auch auf somatischer Ebene gute Voraussetzungen für die Behandlung von Schmerzsyndromen und somatoformen Störungen.
Lars Klingbeil, Generalsekretär der SPD und MdB des Heidekreises ist der Überzeugung: „Die Selbstständigkeit im Alltag und die Erhaltung der Arbeitsfähigkeit sind Faktoren, die die Lebensqualität des einzelnen stark beeinflussen. Teilhabe am gesellschaftlichen Leben und eingebunden sein in die soziale Gemeinschaft sind essenziell, das macht uns ganz besonders die Pandemie deutlich. Es ist die vorrangige Aufgabe der Politik, diese Teilhabe für alle Menschen zu ermöglichen. Die Rehabilitation leistet dazu einen wichtigen Beitrag.“
Homepage Lars Klingbeil
Die Initiative „Reha macht’s besser“ (eine Initiative des Bundesverbandes Deutscher Privatkliniken) ist ein wichtiger Schritt mehr politische Aufmerksamkeit für individualisierte Therapiekonzepte in der medizinischen Rehabilitation zu erreichen. Eine zielgerichtete, individualisierte Schmerzbehandlung sollte immer einen multimodalen Ansatz verfolgen und sich idealerweise am biopsychosozialen Schmerzmodell orientieren. Im MediClin Klinikum Soltau werden diese Konzepte während der orthopädischen und psychosomatischen Rehabilitation umgesetzt, so dass nicht nur ein optimaler Rehabilitationserfolg, sondern auch eine optimale Schmerzbehandlung im Fokus stehen. In Zeiten von Kostendruck und Einsparungsvorgaben erfolgt das Benchmarking durch die Kostenträger zunehmend über Kosteneffizienz und nicht immer über Qualität. Wir sind überzeugt, dass auf Behandlungsqualität ausgelegte Ansätze, wie sie im MediClin Klinikum Soltau gelebt werden, zukünftig mehr in den Fokus der Kostenträger gelangen werden. Denn nur so kann eine qualifizierte auf den Patienten abgestimmte Medizin langfristig gewährleistet werden.
Schmerz ist keine „Randerscheinung“ einzelner Bevölkerungsgruppen, sondern kann sich in jedem Alter manifestieren. Erhalten Schmerzpatient:innen keine zielgerichtete Behandlung, drohen vorzeitige Pflege oder Rente. Dabei gelten auch hier die Prinzipien:
„Reha vor Pflege“ – Um Pflegebedürftigkeit zu vermeiden, muss jede verordnete Reha genehmigt werden.
„Reha vor Rente“ – Eine Reha kann Patient:innen unterstützen, ihre Arbeitsfähigkeit zu erhalten oder wiederzugewinnen. Das spart auf vielen Ebenen Kosten. Betroffene können ihren Lebensstandard sichern, Arbeitgeber Fachkräfte erhalten und die Solidargemeinschaft wird durch mehr Beitragszahler entlastet.
Für die Reha-Einrichtungen muss gelten: Qualität hat ihren Preis. Schauen Kostenträger nur auf den Preis, geht das einerseits zu Lasten von Patient:innen, weil die Behandlungsqualität leidet. Andererseits leidet das Fachpersonal, wenn die Vergütung nicht stimmt. Die Folgen spüren auch die Einrichtungen insgesamt.
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